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Einblick in die Mathematik: Praktikum am Lehrstuhl für Algebra und Darstellungstheorie

Mevlüde Alizade an ihrem Schreibtisch
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Mevlüde Alizade und "Platonische Körper" die eine Grundlage ihrer Arbeit darstellen.

Enya Leroy mit ihren liebsten "Platonischen Körpern"
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Enya Leroy mit ihren liebsten "Platonischen Körpern".

Mevlüde Alizade, Mathematikstudentin, und Enya Leroy, Abiturientin, absolvieren derzeit ein Praktikum am Lehrstuhl für Algebra und Darstellungstheorie der RWTH Aachen University. Wir hatten die Gelegenheit, die beiden zu besuchen und einen Blick hinter die Kulissen eines Mathematikinstituts zu werfen: Was lernt man dort eigentlich, und wie sieht so ein Praktikum konkret aus?


Warum habt ihr euch für ein Praktikum an einem mathematischen Lehrstuhl entschieden?

Enya: Weil Mathematik eine meiner größten Leidenschaften ist – solange ich denken kann. Ich war immer neugierig, wie sich diese Leidenschaft im Berufsleben fortsetzen lässt: Ob die Beschäftigung mit Mathematik im Rahmen eines Jobs die Begeisterung erhält oder sie zu einer Pflichtübung macht. Aber nach dem, was ich bisher erlebt habe, kann Arbeit wirklich Spaß machen – vor allem, wenn man sich für Themen entscheidet, die einen wirklich interessieren.

Mevlüde: Ich habe gerade mein Grundstudium in Mathematik abgeschlossen und wusste schon vorher, dass mich von allen Fächern die Mathematik am meisten fasziniert. Ein Praktikum an einem mathematischen Institut war für mich der logische nächste Schritt, um noch tiefer in die Materie einzutauchen.


Warum gerade im Bereich Algebra?

Mevlüde: Ich habe im dritten Studienjahr die Kurse Algebra I und II besucht, die sich vor allem mit Gruppen- und Ringtheorie beschäftigen, und war begeistert von der Struktur, Abstraktion und grundlegenden Bedeutung dieses Gebiets. Besonders interessiert mich, wie Algebra mit anderen Bereichen der Mathematik zusammenhängt.

Enya: Um ehrlich zu sein, habe ich mich nicht ausschließlich wegen des algebraischen Schwerpunkts für das Projekt entschieden. Mich hat vor allem das Thema „vereinfachte Flächen“ angesprochen – auch, weil ich mich sehr für Kombinatorik interessiere. Inzwischen weiß ich zu schätzen, wie vielseitig das Projekt ist: Man kann es geometrisch, algebraisch, gruppentheoretisch oder kombinatorisch betrachten. Diese Vielfalt macht die Arbeit daran besonders spannend.


Habt ihr schon Ideen für eure Bachelor- oder Masterarbeiten?

Mevlüde: Ich plane, meine Masterarbeit im Bereich Algebra zu schreiben. Das Schöne an diesem Fach ist, dass man es mit anderen Gebieten kombinieren kann – das bietet viele spannende Möglichkeiten für ein interdisziplinäres Projekt.

Enya: Noch nicht, da ich gerade erst die Schule beendet habe und erst im Oktober mit dem Studium beginne, ist es noch zu früh für mich, das zu sagen. Ich bin offen für verschiedene Bereiche und hoffe, dass ich durch mein Studium - und durch Erfahrungen wie dieses Praktikum - herausfinde, welche Themen mich wirklich begeistern und ich mir vorstellen kann, sie später in einer Abschlussarbeit zu behandeln.

 


Was erhofft ihr euch von diesem Praktikum?

Enya: Ich hoffe, einen ersten echten Einblick in die mathematische Forschung zu bekommen – also zu erleben, wie ein typischer Arbeitstag eines Forschers aussieht und ob ich mir vorstellen kann, später zu promovieren (was mich aktuell sehr interessiert). Da ich plane, an der RWTH zu studieren, wollte ich außerdem die Universität etwas näher kennenlernen. Vor allem aber möchte ich Neues lernen, mein mathematisches Verständnis vertiefen und spannende Themen entdecken, die mich begeistern.

Mevlüde: Ich hoffe, Forschungserfahrung zu sammeln, eine Fähigkeit, von der ich glaubte, dass sie mir sehr fehlt. Obwohl ich die anspruchsvollen Kursarbeiten absolviert habe, wusste ich, dass mir die praktische Erfahrung mit mathematischer Forschung fehlte.


Verwendet ihr Software-Tools wie LaTeX, SageMath, Mathematica oder GAP?

Mevlüde: Ja, ich habe LaTeX bereits für meine Bachelorarbeit genutzt und verwende es auch hier, um meine Forschung zu dokumentieren. Außerdem habe ich während des Praktikums gelernt, mit GAP zu arbeiten.

Enya: Ich nutze GAP hauptsächlich für das Projekt über vereinfachte Flächen – zum Beispiel, um Einbettungen zu berechnen oder bestimmte Eigenschaften zu überprüfen. Anfangs war das Neuland für mich, aber ich habe viel Spaß daran gefunden und lerne immer noch, wie ich das Tool effektiver einsetzen kann.

(GAP ist ein System für computergestützte diskrete Algebra, mit besonderem Schwerpunkt auf computergestützter Gruppentheorie. GAP bietet eine Programmiersprache, eine Bibliothek mit Tausenden von Funktionen, die in der GAP-Sprache geschriebene algebraische Algorithmen implementieren, sowie große Datenbibliotheken mit algebraischen Objekten).


Vielen Dank für das Interview!

Nach dem Praktikum wird Mevlüde ihr Studium in Italien fortsetzen. Enya wird nach Australien reisen, um dort am IMO-Mathematikwettbewerb teilzunehmen.

Wir wünschen den beiden weiterhin viel Erfolg - und natürlich Glück auf ihrem weiteren Lebensweg!

Interessieren Sie sich für den Mathematik-Wettbewerb?

www.imo-official.org

www.egmo.org